Bei einem Festball für ältere Mitglieder der LGBTIQ* Community laufen viele Dinge anders: die geladene Zielgruppe geht vorzugsweise früh ins Bett, spielt gern Pool und braucht mitunter einen Fahrservice. Der Künstler Tristan Meecham realisiert schnell, dass er den Ball nicht nur für, sondern in erster Linie gemeinsam mit seinen Gästen organisieren sollte, will er seiner Mission, queere Senior*innen in die Community zurückzuholen, wirklich gerecht werden.
Sue Thomsons „Coming Back Out Ball Movie“ dokumentiert Meechams Ball-Projekt von der Planung bis hin zur großen Feierlichkeit. Sie gewährt einen Einblick in die Gegenwart und Vergangenheit jener Generation, die als Vorhut der LGTBIQ* Bewegung die Weichen für sämtliche queerpolitische Erfolge stellte und sich in einer Welt der Stigmatisierung, Gefängnisstrafen und Vernunftehen zurechtfinden musste. Nun da die Welt einer andere, freiere und vor allem jüngere ist, drohen sie mit ihren Sorgen und Hoffnungen immer mehr in gesellschaftliche Vergessenheit zu geraten. Das Alter zwingt viele von ihnen in die soziale Isolation und beschert ein ungeoutetes Leben in Pflegeheimen, in denen gleichaltrige heterosexuelle Mitbewohner*innen noch immer an reaktionären Vorurteilen und Wertvorstellungen festhalten.
Mit dem Ball will Meecham den LGBTIQ* Senior*innen ein Denkmal setzen und ihnen Mut machen, ihr queeres Leben trotz Widrigkeiten fortzuführen. Meechams Idealismus und die Widerstandsfähigkeit seiner Protagonist*innen, die ihrem schwieriges Schicksal mit einer großen Portion Humor begegnen, macht „Coming Back Out Ball Movie“ zu einem inspirierenden Kino- und Community-Erlebnis unserer Zeit.
AUS 2018;
R: Sue Thomson; Dokumentarfilm;
OmU; 86 min
FSK 18