Jedes Jahr entsenden die Philippinen mehr als eine Million ihrer Staatsbürger*innen für temporäre Arbeitseinsätze ins Ausland. Sehr viele davon werden in den Ländern des Nahen Ostens eingesetzt, da dort die Hürden, eine Arbeit aufzunehmen, vergleichsweise gering sind. Frauen sind oft als Hausangestellte oder Kindermädchen tätig. Die Arbeiter*innen, die ihre Familien und Kinder zurücklassen müssen, schicken einen Teil ihrer Löhne in die Heimat und bilden so einen wichtigen Wirtschaftsfaktor ihres Landes. Der berüchtigte philippinische Präsident Rodrigo Duterte bezeichnete die „Overseas Filipino Workers“ unlängst sogar als „neue Helden der Wirtschaft“.
In ihrem Film „Overseas“ porträtiert die Regisseurin Yoon Sung-A eines der vielen Ausbildungszentren für Hausarbeit, in dem sich eine Gruppe von jungen Philippinerinnen auf Heimweh und mögliche Missbräuche vorbereitet. In Rollenspiel-Übungen übernehmen sie sowohl die Rolle der zukünftigen Arbeitgeber*in als auch die der Arbeitnehmer*in. Die Ausbilder*innen greifen dabei auf ihre eigenen Erfahrungen zurück, was den Realitätsbezug der Übungen untermauert. „Overseas“ wirft einen schonungslosen Blick auf die Misere moderner Sklaverei. Die Entschlossenheit der Frauen*, Überlebensstrategien zu entwickeln und ihre Solidarität untereinander erlauben einen kleinen Hoffnungsschimmer inmitten dieser düsteren Parallelwelt unserer globalisierten Gesellschaft.
„Overseas“ hat zahlreiche Preise erhalten – darunter den Preis für die „den besten Dokumentarfilm“ auf dem Warschauer Filmfest und den „Jugendjury Award“ im Rahmen des Internationalen Filmfestivals und Forums für Menschenrechte in Genf.
Als Vorfilm läuft der Kurzfilm „Portrait Of My Mother“.
BE, FR 2019;
R: Yoon Sung-A; Dokumentarfilm;
OmeU; 90 min
FSK 18