Programm 7
Sonita
D, Iran, CH 2015
R+B: Rokhsareh Ghaem Maghami, Dokumentarfilm, OmU, 91 Min.
Hochzeit statt Schule und Karriere – in so manchen Ländern endet die Kindheit für Mädchen früh. Auch Sonita ist einem Mann versprochen. Sie ist 18, er viele Jahre älter und bereit, einen guten Preis für seine junge Braut zu zahlen. Das Brautgeld für Sonita soll es einem ihrer Brüder ermöglichen, selbst zu heiraten.
Doch die junge Frau Sonita Alizadeh träumt von der Flucht in ein freies, selbstbestimmtes Leben als Rapperin. Die Filmemacherin Rokhsareh Ghaem Maghami aus Teheran hat sie auf diesem Weg drei Jahre lang begleitet und zeigt, wie die Schülerin gegen die Probleme ansingt: "Wie alle Mädchen bin auch ich gefangen, ein Schaf, für den Käufer gezüchtet. Sie sagen, es sei Zeit, mich zu verkaufen. Seht meine Augen, Ohren, ich bin ein Mensch!".
Sonita fasst in Worte, was viele Mädchen empfinden, aber sich nicht trauen, laut zu sagen. Auf Papier klebt sie sich ihre Traumwelt zusammen aus Zeitschriftenfotos von berühmten Sängerinnen und Stars. In dieser Welt sind ihre Eltern Rihanna und Michael Jackson.
In Wahrheit ist sie als Kind vor den Taliban in den Iran geflohen und lebt dort mit ihrer älteren Schwester und deren Familie. Die Mutter und andere Geschwister sind noch in Afghanistan. Bald sieht es so aus, als könnte Sonitas Traum von einem freien Leben als Sängerin in Erfüllung gehen. Sie erhält die Einladung einer Schule in den USA. Doch ohne Papiere unmöglich – und die kann sie nur in Afghanistan erhalten. So folgt die iranische Filmemacherin der jungen Rapperin auf ihrem gefährlichen Weg – von Teheran aus zurück zu ihrer Familie nach Afghanistan, immer in der Hoffnung, den Sprung nach Amerika zu schaffen.
Der Film gewann auf dem Sundance Filmfestival 2016 den Großen Preis der Jury und den Publikumspreis.
English: If 18-year old Sonita had a say in things, Michael Jackson would be her father and Rihanna her mother. She captures her dream of being a famous rapper in her scrapbook. For the time being, her only fans are the other teenage girls in a Tehran shelter. There, Sonita, a refugee from Afghanistan, gets counseling for the traumas she has suffered and guidance in shaping her future. Her family has a very different future planned for her: as a bride she's worth $9,000. What's more, women aren't allowed to sing in Iran. How can Sonita still succeed in making her dreams come true? Director Rokhsareh Ghaem Maghami ends up getting personally involved in answering that question, reigniting the discussion as to how documentary makers should relate to their subjects. This is just one of the many unexpected twists in an exciting journey replete with the setbacks and successes of a young women looking for her own path. The film's core consists of Sonita artistically arguing against the disastrous forced marriage practices that obstruct her freedom in an impressive, dramatic rap video. (idfa)
Rokhsareh Ghaem Maghami: "Making Sonita was a journey into the depths of society to understand poverty, immigration, war, identity, sexism, tradition and human values versus filmmaking conventions."
Awards: Sundance Film Festival 2016 Audience Award and Grand Jury Prize, International Documentary Film Festival Amsterdam (IDFA) 2015 Audience Award, Youth Jury's Favorite Film